Corona und der ÖPNV - Ein Blick in die Zukunft

Jetzt wird die Verzweiflung in der Regierung langsam echt richtig deutlich. So deutlich, dass sie beginnt ihren, durch die Grünen vorangetriebenen, grünlichen Tint der letzten Jahre wieder einzugrauen.

 

Als die Grünen nach dem Dieselskandal, mit der Unterstützung von Fridays for Future, verkündet hatten, dass die individuelle Mobilität kein Konzept für die Zukunft mehr sein kann, war klar, dass der Öffentliche Nahverkehr die Lösung des Problems sein soll. Dass man hier scheinbar nur urbane Metropolen auf dem Schirm gehabt haben kann, war nicht nur dem Landbewohner klar. Wie Landstriche, in denen die vergangenen Regierungen Bahn- und Buslinien gestrichen haben, ohne das Auto angebunden und mobil bleiben sollen, diese Erklärung blieben die Umweltschützer bislang schuldig. Weder, wie man die Mobilität dort verbessern, noch wie man das wirtschaftlich auf Dauer betreiben will, ist bislang genauer definiert. Aber ohne stimmige Konzepte wird es kaum möglich sein, Menschen, die einfach ihr Auto lieben und dies jederzeit dem Bus und der Bahn vorziehen, vom ÖPNV zu überzeugen.

 

Dass dies eine Mammutaufgabe werden würde, war sowohl der Regierung als auch Opposition und Umweltverbänden klar. Somit war es eine der primären Aufgaben das Image das ÖPNV stetig zu verbessern. Verspätete Züge, dreckige Bahnsteige und ein mulmiges Gefühl auf Bahnhofstreppen waren nicht gerade Werbebotschaften um die Leute in die Öffentlichen Verkehrmittel zu locken. Somit hat man in den letzten Jahren die Pünktlichkeit stark verbessert, die Sicherheit erhöht und durch die Umrüstung vieler Busse auf Gas sogar das grüne Image aufpoliert. Es hätte so schön und vielversprechend sein können!

 

Meine persönliche Erfahrung mit dem ÖPNV, aus meiner Zeit als Schüler und Azubi, war, dass sich morgens zu viele Menschen in Bus und Bahn bewegen, die offensichtlich schlaftrunken ihren Waschlappen nicht finden konnten. Dass deren Körpergerüche für mich schier unerträglich sind, ließ bislang kein Verfechter von Bahn und Bus gelten. Doch dann kam Corona. Plötzlich wurde allen klar, dass wenn ich meinen Nebenmann riechen kann, anscheindend irgendetwas von ihm zu mir rüberdiffundiert. Und in dem was da zu mir rüber dünstet, könnte ja das Coronavirus mit drinnen sein. Stichwort Aerosole. Mir hat sich sofort der Gedanke aufgedrängt, dass es in einer Gesellschaft, in der wir nun alle auf 1,5m Abstand gehen sollen, vermutlich kein stringentes Konzept ist, sich zu siebzigst in einer Konservenbüchse für die nächsten dreißig Minuten zusammenzupferchen. Die Politik hat sich während der Pandemie beharrlich geweigert den ÖPNV in irgendeiner Weise in ihre Berechnungen zum Infektionsgeschehen miteinzubeziehen. Was ja auch sonnenklar ist. Wenn dieser, sowieso nicht von der gesamten Bevölkerung angenommen wird, um darauf das Mobilitätskonzept der Zukunft zu stellen, würde die Tatsache, dass man ihn zu Pandemiezeiten zur "Bazillenschleuder" erklärt, ihm den Todestoß geben. Das bekäme man nach Corona nicht mehr eingefangen. Somit hat man die Schule, in der die Kinder mit Maske und 1,5m Abstand im Unterricht sitzen, absurderweise zum Hotspot erklärt, und der Schulweg im Bus, wo Abstände keine Rolle gespielt hatten, wurde mit keinem Wort erwähnt. Nicht mal in Erwägung hatte man das gezogen. Zu groß war die Sorge, dass die Uhr wieder zurückgedreht würde, und die Eltern sich nach den jahrelangen Vorwürfen wieder legitimiert fühlen würden ihre Kinder im SUV einzeln zur Schule zu fahren. 

 

Um die Ansteckung in Bahn und Bus zu reduzieren wäre die logische Schlussfolgerung, die Sitzplatzdichte zu reduzieren und einfach weniger Menschen zur gleichen Zeit zu befördern. Leider müsste man aber, um die naiven Mobilitätskonzepte der Grünen umzusetzen, mehr Menschen auf einmal befördern nicht weniger. Denn wenn alle auf ihr Auto verzichten, wäre der Ansturm auf den ÖPNV enorm, und mit mehr Platz zwischen den Sitzen nicht zu bewältigen. Ganz zu schweigen davon, dass weniger Fahrgäste pro Fahrt auch die Wirtschaftlichkeit dieser Verkehrsmittel in Frage stellen. Die utopischen Träume so mancher Umweltjünger, den ÖPNV gar kostenfrei anzubieten, wären eher absurd als realisierbar.

 

Just am heutigen Tage hat die Regierung nun doch erwogen, den gesamten ÖPNV massiv herunterzufahren. Zu hoch sind ihnen die Infektionszahlen, obwohl bereits Geschäfte, Baumärkte, Kinos, Theater und Restaurants geschlossen wurden. Und da nicht mehr viel übrig blieb bei dem Menschen zusammenkommen, fiel wohl oder übel der Fokus doch auch die Öffis und man kann einfach nicht mehr guten Gewissens so tun als wäre in Bahn und Bus alles ok. Worauf ich mich allerdings schon jetzt freue, sind die fadenscheinigen Argumente mit dem man dem Bürger dieses, scheinbar doch nicht ganz so perfekte, Konzept dann nach der Pandemie wieder schmackhaft machen möchte. Tja, so ist da nun mal, wenn man glaubt, die Welt bestünde nur aus einer einzigen Stellschraube!

 

Ich bleibe auch nach Corona bei meinem Auto, komme was wolle.

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