Die öffentlich Rechtlichen. Eine verpasste Chance!

Es ist ja wirklich nett von den Medien, uns während der Pandemie stets mit Informationen rund um das Coronavirus zu informieren. Die tägliche Flut an Infos und Zahlen macht uns doch alle zu besseren Virologen und Krisenmanagern. Aber ist das was die Medien tun am Ende wirklich zielführend oder gar von elementarer Bedeutung?

 

Wenn man lediglich die öffentlich rechtlichen Sender betrachtet, dann gibt es alleine bei der ARD jede Menge Untersender, wie alpha, Phoenix und die ganzen Regional-Stationen wie NDR, SWR, WDR oder der Bayerische Rundfunk. Aber egal wohin man schaltet scheint deren Verständnis von "Unseren Job machen" daraus zu bestehen, immer wieder alle Zahlen herunterzubeten, Virologen zu interviewen, Pressekonferenzen des RKI oder irgendwelchen Regierungsrunden zu übertragen. Dieses unsägliche Programm spulen sie immer wieder und wieder ab, bis man als Zuschauer dagegen abstumpft. Es ist, als wären sie die Meister der Schlechte-Nachrichten-Hyposensibilisierung. Von Hart aber Fair bis Maischberger, von Monitor bis Kontraste; überall wird stets die relevanteste Krise zelebriert und das Volk fast schon minutiös auf den neusten Stand gebracht. Dass deren Informationen korrekt sind, stelle ich gar nicht in Frage. Aber irgendwie ist es mit den unterschiedlichen Sendeformaten und den dazugehörigen Redakteuren irgendwie auch so, wie wenn ein Patient bei verschiedene Fachärzten in Behandlung ist. Man bekommt oft deutlich mit, dass die Informationen doch sehr stark auseinandergehen, ganz wie bei unserem Patienten, bei dem die Ärzte vielleicht die Wechselwirkungen der Medikamente des Kollegen nicht auf dem Schirm haben. Somit bin ich mir bei den Medien noch nicht ganz sicher, ob das was sie "leisten" auch wirklich gut für uns ist.

 

Aber beleuchten wir doch mal was die Sender nicht machen. Sie berichten zwar darüber, dass Gastronomie, Musikbranche und die Veranstaltungsbranche am Boden liegen, aber tun sie wirklich alles was in ihren Möglichkeiten ist, um bei der Pandemie mitanzupacken? Oder verpassen gerade sie aktuell tatsächlich das, was ihre Sternstunde hätte sein können? Manch einer mag mir entgegnen "Was können Sender schon groß tun ausser berichten?". Aber ist das so? Haben Sender in der Tat nur das Zeug dazu stur Fakten wiederzugeben und sonst nichts weiter? Wenn es so wäre, dann hätten die jenigen, die dem linearen Fernsehen den Tod durch Streamingdienste prophezeit haben, tatsächlich recht. Dann wäre dieses Format völlig aus der Zeit gefallen und quasi obsolet.

 

Dabei gäbe es in der Tat soviel Potential, gerade in der aktuellen Krise. Gerade die ARD mit so vielen Untersendern, hätte während der Pandemie einen jener Untersender komplett freimachen können um dort Allianzen mit Veranstaltern, Theatern und Messebetreibern zu schließen. Man hätte Konzerte von Bands in den TV-Studios aufzeichnen und dann senden können. Auf diese Weise hätte man den Bands Hoffnung und den Leuten da draußen ein Lebenszeichen der Musikszene gegeben. Man hätte auf einem landesweiten Sender Veranstaltungen wie Rock im Park ins Fernsehen bringen können. In den Regionalsendern hätte man täglich stundenweise regionalen Bands Support in Form von Sendezeit angedeihen lassen können. Das würde einerseits den Bands helfen, andererseits hätte es das angestaubte Image der verkrusteten Sendeanstalten aufpoliert. Eine Win-Win Situation. Aber nichts ist passiert.

 

Auch bringen die Sender lieber flehende Schauspieler wie Dieter Hallervorden und Ulrich Matthes in Talkshows die davon erzählen wie ihre Branche stirbt, anstatt sich mit Schauspielhäusern und Kleintheatern solidarisch zu erklären und deren Theaterstücke im TV zu übertragen. Natürlich müssen diese kleinen Theater auch Geld verdienen aber diese Einrichtungen wollen auch performen und ihrer Arbeit nachgehen. Sie wollen dafür sorgen, dass wir Menschen nicht verlernen ins Theater zu gehen. Auch diese Chance wurde vergeben.

 

Eine weitere Idee hätte sein können Messen ins Fernsehen zu bringen und zu zeigen, dass wir nicht einfach die Veranstaltungsbranche sich selbst überlassen. Es ist ja nicht so, dass für all diese neuen Formate die Redakteure der bestehenden Sendungen nach Hause geschickt würden und ihrerseits ihren Job hätten aufgeben müssen. Nein, sie hätten für eine unbestimmte Zeit in den Krisenmodus gehen müssen um auf andere Formate umzustellen. Das hätte ihr Beitrag sein können sich mit der Gesellschaft solidarisch zu zeigen. Dann filmt ein Kameramann von Zwischen Spassart und Karwendel halt mal für 6 Monate die Performances von unterschiedlichen Bands. Und die Redakteure kümmern sich um den redaktionellen Teil. Nein, es ist eine weitere Riesenchance die unsere Öffentlich Rechtlichen verpasst haben, sich als Retter in der Not in Szene zu setzen.

 

Was die Sender natürlich abgeschreckt hat war, dass sie dann ihren reichhaltigen Gebührentopf auch in gewisser Weise über den neuen Kooperationspartnern hätten ausschütten müssen. Das wäre aber keine Wohltätigkeit gewesen. Die Sender bekommen die Gelder ja um ihre Formate zu produzieren. Wenn also nun die Gelder in die Aufnahme für eine Band oder die Produktionen einer virtuellen Messe fließen anstatt irgendwelchen Omas beim Klöße kochen zuzusehen, wäre das eben ein neues Format, für dessen Produktion Geld fließen muss. Immerhin ließ sich auch keines der bisherigen Sendeformate kostenfrei herstellen. Den Künstlern und Messebetreibern wäre es an dieser Stelle auch klar gewesen, dass sie damit nicht annähernd das verdienen können, was sie vor der Pandemie hätten verdienen können. Aber es hätte auf eine ehrvolle Weise deren Existenz gesichert – auf eine Weise bei der sie ihren Beitrag selbst dazu hätten leisten können. Dass jene Sender in dieser Krise, dann nicht ganz so wirtschaftlich gewesen wären, hätten sie genauso verkraften können, wie wir Bürger die wir aktuell zusammenstehen.

 

An anderer Stelle sehen die Anstalten auch der Gastronomie und dem Einzelhandel beim Sterben zu, und berichten haarklein in allen Formaten. Aber wo bleibt der landesweite Aufruf in Radio und TV, das eigene Stammlokal zu unterstützen in dem man dort Essen-To-Go bestellt. Wo bleibt der Aufruf, die Geschäfte in den Innenstädten zu unterstützen in dem man deren Waren online bestellt. Nein, man berichtet lieber ordnungsgemäß darüber wie bei Amazon die Umsätze in die Höhe schnellen. An welcher Stelle übernehmen die Sender Verantwortung und ergreifen die Initative?

 

Anstattdessen lassen sie sich in 2020 lieber bei einer Diskussion über die Gebührenerhöhung schwer beschädigen, weil sich vielen einfach die Sinnhaftigkeit und der Wert dieser Sendeanstalten nicht erschließen mag. Hätte man eine wie oben beschriebene Rettungsaktion gewagt, hätte sich diese Frage, ob die Sender ihr Geld überhaupt wert sind, gar nicht gestellt. Die Relevanz für die Gesellschaft wäre jedem Bürger klar gewesen.

 

So wird offensichtlich, dass die Verantwortlichen in den Sendeanstalten ideenlos und wenig mutig sind. Wenn die Sender wirklich an solchen Dilltendanten festhalten ist ihr Schicksal in der Tat besiegelt und bei der nächsten Diskussion über die Gebühren werden die Kritiker, zurecht, an deren Legitimität Zweifel vorbringen.

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