Mutation, Mutante, Mutanten? Was bitte?

Was so manche Zeitgenossen mit unserer Sprache machen ist echt unsäglich. Ich liebe unsere Sprache. Ich spreche sie nicht nur gerne, sondern, wie man hier lesen kann, liebe ich sie auch in Schriftform. Gerade deshalb ist mir der sorgfältige Umgang damit auch sehr wichtig.

 

Entwicklungen in unserer Sprache gab es immer, aber just in den letzten Wochen fiel mir die Veränderung der Sprache an einem bestimmten Beispiel ganz deutlich auf: Als in England die Corona-Variante B1.1.7 entdeckt wurde, nannten es die Mediziner anfänglich eine Mutation. Ich bin weder Mediziner noch habe ich sonst irgendeinen medizinischen Background, aber auch ich weis was eine Mutation ist: eine plötzliche Veränderung des Erbgutes. Ich finde diesen Begriff völlig ok um das, was gerade mit dem Corona-Virus passiert, zu erklären. Aber offensichtlich scheint das bestimmten Personen nicht genug zu sein. Entweder klang ihnen Mutation zu mondän oder nicht bedrohlich genug und man entschied sich Zug um Zug auf Mutanten (Mutante) umzuschwenken. Ganz ehrlich was soll das?

 

Ich bin Bürger; kein Volldepp. Mir ist sonnenklar was hier passiert. Für den Bürger klingt Mutant einfach wesentlich dramatischer und schlimmer als Mutation. Bei Mutation denke ich an einen biologischen Vorgang. Ich denke vielleicht an veränderte Zellen oder irgendetwas, das in einer Petrischale unter einem Mikroskop passiert. Wenn man dazu die medizinschen Hintergründe beleuchtet und erklärt wie so ein mutiertes Virus sein Verhalten in der Pandemie anpasst, dann ist das in sich ein Problem von dramatischem Ausmaß. Aber wie zum Geier soll Mutant für uns klingen? Wir kennen B-Movies aus den Achtzigern in denen uns schlecht geschminkte zombiehafte Gestalten versucht haben auszulöschen. Da kam immer wieder das Wort Mutant auf. 

 

Wir Bürger sind nicht dumm. Wenn man mit uns vernünftig redet, verstehen wir das Gesagte auch. Man muss uns mit dem Wort Mutant keine gruselige Welt von irgendwelchen uns umgebenden Kreaturen zeichnen. Das von Markus Söder vermittelte Weltbild ist schon apokalyptisch genug. Im Gegenteil: durch solche plumpen Versuche, der Situation mehr Dramatik zu verleihen, verlieren die Verantwortlichen an Glaubwürdigkeit.

 

Die Situation ist ernst und das wissen wir auch, also machen wir sie nicht durch solche sprachlichen Auswüchse lächerlich. Mutanten gehören ins Kino!

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