Aufwachen, Herr Laschet!

Ich kann es nicht verhehlen, dass ich einen Teil meiner Hoffnung in Friedrich Merz gesetzt hatte. Dass die CDU diese unglaubliche Chance, die ihr mit seiner Personalie geboten wurde, liegenlassen würde, hätte ich mir vor drei Jahren nicht mal träumen lassen. Aber in der Tat, die CDU setzt all ihr Geld auf einen Kurs, den die Leute satt haben.

 

Es ist ja kein Geheimnis, dass ein Großteil der Menschen an der bloßen Gewöhnung abstumpft. Macht eine neue Kneipe auf, dann geht man schon gerne auch mal dort gucken ob es einem gefällt. Da muss die alte Kneipe nicht einmal aktiv etwas falsch gemacht haben. Gleiches gilt für Marken oder auch für Speisen oder Urlaubsorte. Zu dieser generellen Neugier kommt, dass die CDU auch nicht immer alles richtig gemacht hatte. Während der Ära Merkel gab es genügend Vorfälle die der Bevölkerung teils sauer aufstoßen. Somit ist ein gewisser Drang nach Erneuerung durchaus verständlich und auch nachweisbar. Bereits die letzte Bundestagswahl hatte gezeigt, dass viele aus dem bürgerlichen Lager durchaus erste Schritte in Richtung Rand unternommen haben um der Mitte den Rücken zu kehren. Die Wahlergbnisse der Grünen und der AFD hatten dies deutlich gezeigt. Gerade vor diesem Hintergrund ist es ziemlich unverständlich, dass sich in der CDU nichts regt um dem politschen Gegner irgendetwas entgegenzusetzen – und als Lösung dieses Problems sehe ich Armin Laschet leider gar nicht.

 

Armin Laschet, mit seiner glattgeschleckten Art, strahlt leider nichts aus, außer extremer Langeweile. Er ist stinklangweilig. Ich drehe ihn auf alle Seiten und erkenne kein Profil. Ich versuche ihn zu schmecken und er ist wie eine Suppe bei der man die Zutaten vergessen hat; da bleibt halt nur warmes Wasser. Erfolge erkenne ich als Bundeswähler auch nicht. Lediglich wenn sein Ziel gewesen wäre Politik absolut langweilig und nichtssagend zu machen, dann wäre seine Arbeit in der Tat jetzt schon vollendet, und zwar in Perfektion. Ich versuche mich an ihm zu reiben aber er ist mit seinem Grinsen einfach nur aalglatt. Jetzt erkläre mir mal einer was ich mit so jemanden anfangen soll, geschweige denn ihm zutrauen kann? Man kann ihm ja nichtmal etwas vorwerfen. Ich sehe mich da echt ratlos.

 

So sehr ich die CDU für Deutschland immer für alternativlos gehalten habe, so schwer tue ich mich aktuell ihr wieder erneut meine Stimme zu geben. Natürlich könnte ich reflexartig meine Stimme zu den Grünen tragen, aber deren dick aufgetragenes Blah Blah mit Umweltanstrich entlarvt sich bei genau jenen Grünen Politikern als realitätsfremd, die mit einer völlig anderen Politik in ihren Ländern und Städten erfolgreich sein müssen. Erwachsene Politik in der Praxis ist einfach etwas anderes, denn für mich ist absehbar, dass ich bei einem Bundeskanzler Habeck defintiv nicht das bekommen kann, was ich in ihm gewählt hätte. Ich bin mir sicher, dass nur ein sehr kleiner Teil der großmäuligen Versprechungen am Ende realisierbar sein würde. Deswegen spare ich mir diesen Rohrkrepierer lieber gleich. Würde ich meine Stimme der Linken oder der AFD geben, wäre eine medizinisch-psychologische Untersuchung meines Geisteszustandes unumgänglich. Dieses Fass mache ich lieber auch nicht auf, wer weiß was dabei zu Tage tritt. Spass beiseite, wen hab ich jetzt noch vergeseen? Achja, Christian Lindner: The Phenomenon. Ein brillianter Redner mit einer nahezu perfekten Rhetorik und einer schier nicht zu bändigen Selbstsicherheit. Eigentlich alles staatsmännische Qualitäten. Ich bin auch immer wieder erstaunt wie sehr ich ihm zustimme wenn er seine Reden und Vorträge hält. Leider ist er trotzdem nur ein zahnloser Tiger. Seine Rolle während der Pandemie hätte durchaus die Sternstunde der FDP sein können, wenn er seinen großkotzigen Worten auch Taten hätte folgen lassen. Es reicht mir als Bürger nämlich nicht, wenn er bei jedem Interview anzweifelt, dass die Entscheidungen der Regierung auf dem Boden des Grundgesetztes getroffen wurden und er selbst dann aber keinerlei Handlungen einleitet. Alles was er in diesem Zusammenhang angeprangert hatte, wäre von der FDP sicher auch gerichtlich nachprüfbar gewesen. Da ist aber nichts davon bis zu mir durchgedrungen. Somit bin ich nun nach 13 Monaten von seinem typisch oppositionellen Verhalten auch ziemlich unbeeindruckt, ja sogar genervt.

 

Dann komme ich unweigerlich bei der SPD an. Das Einzige wofür ich diese Partei vorschlagen würde, wäre ihre eigene Comedysendung in der ARD. Zu mehr reicht es da leider nicht mehr. So sehr ich in letzter Zeit von Markus Söder abgetörnt bin, so war doch seine Bemerkung über Olaf Scholzes "schlumpfiges Grinsen" mehr als treffend. Würde man einen Politiker-Roboter von Hitachi bauen lassen, dann hätte er sicher genau dieses Grinsen in seinem Silikongesicht. Leider hätter er genau wie Olaf Scholz auch nur diesen einen Gesichtausdruck, aber das reicht mir leider nicht aus. Wenn ich dazu noch Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans sehe, bekomme ich unweigerlich dieses unangenehme Gefühl von Scripted Reality und frage mich ob die Öffentlich Rechtlichen die Achtzigerjahre-Satiresendung "Hurra Deutschland" wieder aufgelegt haben. Zum Lachen ist mir da leider trotzdem nicht, wenn ich dann erkennen muss, dass das doch real ist und ich miterleben muss wie ein Wolfgang Thierse von politischen Jungspunden ungerechtfertigt zurechtgewiesen wird – Obwohl er ihnen mit seinen Aussagen zeigt was Meinungsfreiheit wirklich bedeutet! Diese Partei ist mehr als überflüssig.

 

So, nun habe ich mich einmal in Kreis gedreht; alle haben ihr Fett abbekommen und ich stehe wieder vor einer CDU mit der ich, trotz meiner Ablehnung für alle anderen Parteien, nichts anfangen kann. Ich bin schlichtweg ratlos, genau wie einige in der CDU auch, die jetzt fordern Friedrich Merz solle wieder mehr Verantwortung übernehmen und eine tragendere Rolle spielen. Da werden sie aber feststellen müssen, dass sie selbst im Vorfeld nicht genug getan haben um ihren Favoriten zu platzieren. Es hätte schon viel früher die Basis den Mund aufmachen müssen, dass Merkels Rosinenpickerei der Partei auf Dauer eher schadet als, dass es ihr helfen würde. Dass wir mit Merkels Schwächeanfällen bei Staatsempfängen in den Jahren 2019 tatsächlich ihr politsches Ende voraussehen konnten war klar. Über einen so langen Zeitraum auf der Weltbühne so ziemlich jede Krise in führender Position mit zu lösen, hinterlässt verständlicherweise Spuren. Und es war ihr offenbar klar, dass ihre verbliebene Kraft begrenzt ist und sie sich diese einteilen muss. Somit ist natürlich verständlich, dass sie dieses monströse Programm nicht weiter fortsetzen konnte und auf irgendeine Weise reduzieren musste um nicht körperlich an diesen Aufgaben zu zerbrechen. Das hatte man ihr auch nie gewünscht. Aber es muss den Verantwortlichen der CDU doch damals schon klargewesen sein, dass eine tragende Figur wie Angela Merkel nicht einfach den Parteivorsitz aufgeben kann um weiterhin die Last des Kanzleramtes bewältigen zu können, und sie dann auf Parteiebene soweit in den Hintergrund treten (könnte) würde, dass dann automatisch Platz für eine neue Führungsperson sein würde. Wenn nach einer Wahl eine Partei den Regierungsauftrag verliert, dann wird in der Regel auch nicht nur das Zugpferd ausgetauscht, sondern die gesamte Entourage zieht sich normalerweise auch aus der Parteispitze zurück und macht wen Weg frei für eine neues Team. Zum Zeitpunkt von Merkels Ende im Parteivorsitz hätte dies also auch das Ende für einige anderen aus ihrem Dunstkreis bedeuten müssen, weil sonst eine echte Erneuerung nicht stattfinden kann. Das Ergebnis davon haben wir bei zwei Wahlen zum Parteivorsitzenden gesehen: eine AKK ist episch gescheitert und hatte genau genommen nie eine echte Chance. Dazu hatte sie auch nicht wirklich genug Eigencharakter um sich wirklich optisch und inhaltlich völlig losgelöst von Angela Merkel etablieren zu können. Der Schatten von Merkels immernoch andauernder Kanzlerschaft war einfach viel stärker als das viel zu funzelige Licht einer Kramp-Karrenbauer. Da die Wahl zu ihrer Nachfolge aber genauso kraft- und mutlos blieb wie ihre eigene, hat sich an der Problematik der CDU bis heute grundlegend nichts geändert. Auch wenn einige aus dem Umfeld von Friedrich Merz nun sogar fordern, Merkel müsse sich jetzt komplett zurückziehen, so ist dies zwar inhaltlich richtig, doch leider viel zu spät. Bei einem Auto den Reifendruck und alle Lichter auf Funktion zu prüfen, macht halt keinen Sinn wenn die Karre bereits über die Leitplanke abgeflogen ist, und als Haufen Blechschrott im Graben liegt.

 

Was der CDU jetzt dämmert, ist die Tatsache, dass das was die Partei aktuell für eine glaubhafte Erneuerung bräuchte, um ein Vielfaches größer, deutlicher und anstrengender sein muss, als es das zu Zeiten der Wahl zum Vorsitzenden 2018 hätte sein müssen. Zu diesem Zeitpunkt wäre ein Parteivorsitzender Merz als Kurswechsel eventuell deutlich genug gewesen. Aktuell hingegen wirken diese Rufe eher lächerlich. Mir ist schon klar, dass 2018 bei einem Rückzug Merkels – auch als Kanzlerin – die Partei zusätzlich zum neuen Parteivorsitzenden auch einen neuen Kanzler durch den Bundestag hätte wählen lassen müssen. Diese Idee hätte existiert und hätte nur umgesetzt werden müssen. Dafür hatte man aber nicht den Mut und hatte sich für den einfachen und feigen Weg entscheiden, was sich jetzt bitterböse rächt. Eine Idee wie die CDU aktuell zu retten wäre sehe ich einfach nicht. Sämtliche Optionen die damals noch funktioniert hätten, wirken aktuell als hätte die CDU sie sich selbst verbaut. Guter Rat ist hier nicht teuer, sondern nahezu unbezahlbar. Einige der Abgeordneten in den Bundes- und Landesfraktionen haben diese Situation offenbar nicht mal ansatzweise umrissen, denn nur so ist erklärbar, dass einige sich auch noch in diverse Affären verstrickt haben. Das macht selbst die kläglichen Versuche aus dem Umfragetief zu kommen noch zunichte.

 

Ich sehe einzig eine Möglichkeit, die mir noch eine Wahloption offenbaren würde, aber ich denke auch zu diesem Schritt fehlen allen Beteiligten die Cojones: Merz könnte mit seinem Gefolge aus der CDU austreten und zusammen mit den Freien Wählen auf Bundesebene versuchen die Mitte neu auszufüllen. Da ich in der AFD die Themen der Mitte nur angerissen sehe – nicht weil sie diese inhaltlich aufrichtig vertritt, sondern eher weil die anderen Parteien ihr den Raum dazu lassen – könnten diese neuaufgestellten Freien Wähler diesen Raum der AFD sogar wieder streitig machen und sie damit sichtbar dahin drängen wo sie mittlerweile hingehören: an den rechten Rand! Dort würde sich dann deren Schicksal auf absehbare Zeit von selbst besiegeln.

 

Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur sagen, zum Glück ist bis zur Bundestagswahl noch etwas Zeit, und vielleicht erlebe ich noch eine schöne Überraschung. Wir werden sehen müssen...

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