Oops, i did it again.

Wir hatten es letztens schon mal über die neue Spitze der Linken. Deren erste Auftritte im TV waren schon regelrechte Paukenschläge des politischen Dilletantismus. Mancher hat dies vielleicht deren Alter und mangelnder Lebenserfahrung zugeschrieben. Aber so einfach kommen die beiden mir nicht davon.

 

Ich habe mal gelernt "Jeder macht Fehler, aber nur ein Idiot macht den gleichen Fehler zweimal." In genau diese Binsweisheit schlägt der gestrige TV-Auftritt von Hennig-Wellsow bei Markus Lanz. Eigentlich war ich von ihrer arroganten und selbstgefälligen Art zu sitzen schon bedient, denn ich kenne dieses einfältige Gebahren von Pubertierenden, die, wenn sie zum ersten Mal am Erwachsenentisch sitzen dürfen und versuchen besonders souverän und erwachsen zu wirken. Das ist aber meist eher ein Akt des Überkompensierens. Natürlich erkennen dabei alle anderen am Tisch diese unbeholfene Art zur Übertreibung sofort und sehen diese Person als "Das Kind" am Tisch. So in etwa fühlt sich für mich das Auftreten von Hennig-Wellsow an. Man kann es so einfach sagen: sie ist politsch gesehen ein Schulkind, dass plötzlich in der Schulleitung sitzt, und durch das Amt glaubt Souveränität erlangt zu haben. Von dieser eingebildeten Souveränität sehe ich in der Praxis aber leider nichts. Vielmehr kann ich generell keinerlei Fähigkeiten erkennen die in der Politik von Nöten sind. Denn, selbst wenn Politiker keine Antworten haben oder geben wollen, ist es ihnen möglich zu reden ohne etwas zu sagen. Um Ausreden sind Politker noch nie verlegen gewesen. Aber selbst davon sehe ich bei ihr nichts. Man muss sie nicht mal wirklich in die Enge treiben und schon kommt nur noch extrem wortkarges Gestammel. Mal abgesehen von diesen fehlenden elementaren Fähigkeiten, fehlen ihr offenkundig auch Weitsicht und Kompetenz. Man hätte nach dem letzten Interview ihren Totalausfall noch damit entschuldigen können, dass man nicht auf jedem Gebiet immer vollumfänglich informiert sein kann, aber diese Dame scheint überhaupt nichts zu wissen. Schlimmer noch: erneut auf die Truppenabzugs-Forderungen angesprochen, wurde offensichtlich, dass sie nicht mal bei diesem Thema ihre Hausaufgaben gemacht hatte, und ist erneut in die gleiche Falle getappt. Aber abgesehen von spezifischen Sachverhalten ist mir im Prinzip völlig schleierhaft warum sich diese Dame überhaupt für die Politik entschieden hat. Das ist als würde sich Der Hulk für Rhytmische Sportgymnastik entscheiden.

 

Aber sei es drum; ich gehe wieder zurück ins Interview bei Markus Lanz. Ich brauche nicht allzu viel Phantasie um mir vorzustellen wieviel Spass Markus Lanz dabei gehabt haben muss. Eine Politikerin aus der ersten Reihe wie Wellsow, so spielend einfach zu filetieren hat ihn nicht mal ansatzweise Mühe gekostet. Da er für mich einer der am besten vorbereiteten Talkmaster im deutschen TV ist, war es für ihn ein Kampf gegen eine gänzlich unbewaffnete Gegnerin die sich scheinbar noch im Rausch ihres gewonnenen Vorsitzes zu befinden scheint. Was ihr offensichtlich nicht klar zu sein scheint, ist, dass keiner – absolut keiner – auch nur im Geringsten Respekt vor der Position eines Parteivorsitzenden hat. Diese sind für Journalisten quasi zur Jagd frei gegeben. Auch bedeutet das in den Vorsitz gewählt werden nicht am Ziel angekommen zu sein, sondern es ist nur der Anfang eines nicht-enden-wollenden Spießrutenlaufs, bei dem stets an allen Beinen ihres Stuhl gesägt wird. Das hat Henning Wellsow scheinbar nicht verstanden, wenn sie sich in aller Seelenruhe ohne jegliches Mindestmaß an Vorbereitung in eine politische Talkshow setzt. Da könnte sie sich genauso mit Schnitzeln behangen in einen Löwenkäfig begeben. Bei Fragen nach bestimmten Zahlen wurde schmerzlich bewusst, dass sie auch im Finanzsektor nicht mal einen rudimentären Überblick über die aktuellen Regelungen hat. Auch hier musste sie sich von einem offensichtlich sehr amüsierten Markus Lanz fast bei jedem Fakt verbessern lassen. Wie so jemand dann aber neue Regelungen schaffen will, erklärt sich mir dabei leider nicht. Wenn ich den Status Quo schon nicht umreisse, wie soll da dann sinnvolle Verbessurgen entwickeln? Ihre peinlichen Versuche bei jeder Frage an (Denk)Zeit zu gewinnen, in dem sie erstmal aus ihrem Glas schön langsam eine Schluck trinkt haben ihr dabei nicht geholfen. Lanz hatte in ihr gelesen wie in einem Buch, nur leider waren die Seiten nach dem sie ihr Glas abgesetzt hatte trotzdem immer noch leer. Sie hatte es ihm so einfach gemacht, dass Lanz sogar noch Zeit für süffisante und sarkastische Bemerkungen hatte, die ihr vermutlich entgangen sind. Es war meiner Ansicht auch der erste Mal, dass Markus Lanz regelrecht Mitleid mit einem seiner Gäste hatte.

 

Angesprochen auf die offenkundigen Differenzen zu ihrer Co-Spitze Janine Wissler wurde klar, dass diese beiden Damen alles sind, nur kein Team. Wellsows Rumlamentieren, man müsse solche Differenzen und Entscheidungen immer ausdiskutieren, waren genauso hilf- und inhaltslos wie ihr Geschwurbel davor. Die Krönung waren dann ihre Ausführungen zur Vermögenssteuer, die nicht nur zu kurz gedacht, sondern offenbar gar nicht durchdacht waren. Nicht mal am besoffensten Stammtisch würde man solche einen Unsinn zu hören bekommen. Auf Nachfrage ob Immobilien zum Kapital und Vermögen gezählt werden müssten, legte sie dann spontan eine wenig souveräne Kehrtwende hin, bei der sie unüberlegt vorschlägt, Immobilien vielleicht doch auszunehmen. An dieser Stelle kam doch jedem Zuschauer sofort die Idee sein Vermögen zukünftig einfach in Immobilien anzulegen, um dem Fiskus legal zu entkommen. Was dieses undurchdachte Manöver dann aber wiederum mit einem Wohnungsmarkt macht, der nach der Auffassung der Linken jetzt schon gerechter und sozialer werden muss, das muss jedem denkenden Menschen sofort klar sein: Dort geht es dann künftig nicht mehr um die Schaffung von sozialem Wohnraum sondern um Anlagekapital mit maximaler Rendite.

 

Kein Politischer Gegner, kein Untersuchungsausschuss und kein Verfassungsschutz könnte Der Linken jemals so viel Schaden zufügen wie es die Vorsitzende gestern selbst getan hat. Alles in Allem war das eine komplette Bankrotterklärung. Alles was Gysi, Wagenknecht, Kipping und Ramelow in den letzten 20 Jahren bewirkt haben um diese Partei aus dem SED-Muff heraus in die Riege der Volksparteien zu heben, wird durch das dilletantische Auftreten von Hennig-Wellsow sukzessive zurückgebaut. Ich persönlich finde das was Hennig-Wellsow macht gut, denn es zeigt unserem Land, was von dieser Partei zu erwarten wäre, käme sie denn in Regierungsverantwortung.

 

Auf jeden Fall hatte ich gestern einen schönen Talkshow-Abend.

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Kommentare: 1
  • #1

    Markus (Montag, 26 April 2021 14:46)

    Hi Mark,
    Dank Deines Artikels habe ich mir die Sendung in der Mediathek angesehen und bin ich auch gerade in den Genuss dieser "Demontage" gekommen.
    Ich kann Deinen letzten Absatz nur doppelt unterstreichen!
    Viele Grüße
    Markus (T2a)