Triell die Zweite. Uuuuund bitteeeee.........

Gestern haben sich die Kandidaten wieder zum Duell eingefunden. Der grünen Realitätsverweigerung geschuldet war es wieder ein Triell obwohl es ganz offensichtlich nur um Scholz und Laschet ging. Ich fange diesen Artikel diesmal bewusst von hinten an denn ich fand die Statements so aussagekräftig, dass ich alles Weitere in diesem Kontext beleuchten möchte.

 

Die Ausgangssituationen der Personen kurz beschrieben.

Annalena Baerbock war die Entspannteste der drei Kontrahenten. Vermutlich weil sie am wenigstens zu verlieren hatte, denn eine Kanzlerschaft ist bei ihr schon seit einziger Zeit unwahrscheinlich. Sie muss dieses Spiel, das sie mit vollem Mund begonnen hatte, einfach so gut es geht zu Ende spielen, ohne ihr Gesicht ganz und gar zu verlieren. Aber inhaltlich kam natürlich nichts Konkretes. Sie nutzte nur die Schwächen der anderen beiden um mit emotionalen Statements zu punkten.

 

Scholz war nervöser als beim letzten Mal, weil er wusste Laschet kommt direkt aus Nürnberg und wird zum Krawall gedrängt sein. Das wird sich zumeist gegen ihn entladen. Was aber besonders auffallend war, dass man bei vielen seiner Antworten bereits am ersten Wort erkennen konnte, dass er auf die Frage nicht antworten würde um unbedingt unkonkret zu bleiben. Kein Politiker den ich kenne macht dieses feige Ausweichmanöver so offensichtlich und plump wie Scholz. Mut in bestimmten Punkten, die Antwort zu verweigern, hat er nicht mal ansatzweise!

 

Laschet ist nicht wirklich emotional. War er nie und wird er nie. Folglich hat er keine so blumige Erzählung wie Annalena Baerbock und reisst das Publikum auch nicht so mit. Er ist einfach ein regierender Ministerpräsident der mit Fakten zu tun hat und nur das kann er zum Besten geben. Für viele ist das leider wenig mitreissend und deswegen hört man ihm nur wenig zu. Diesmal waren die Fakten in etwas mehr Krawall verpackt aber trotzdem nur argumentativ nicht emotional.

 

Die Moderation.

Das komplette inhaltliche Konzept des 2. Triells war im Vergleich zum 1. Triell wesentlich weniger stimmig. Beim Triell der Privatsender vor einigen Wochen war im Fragenkatalog ein echter Spannungsbogen zu erkennen. Ein moderater Einstieg und dann eine stetige Steigerung in Dramatik und Rethorik. Auch haben damals die Moderatoren harmonisch zusammengearbeitet. Das war bei diesem Triell von ARD und ZDF nicht auf dem gleichen Niveau. Die Moderatoren fielen sich gegenseitig ins Wort und vom Spannungsbogen her, waren die Fragen so ausgelegt, dass direkt mit Krawall zu rechnen war. Das war sehr unangenehm anzusehen. Ein Politiker ist ein Fakten- und Emotionsgetriebener der sich gerne in Fakten oder Emotionen verstrickt. Das zu gliedern und zu führen ist die Aufgabe eines guten Moderators. Davon war gestern leider keiner im Studio. Da erwarte ich mir gerade von den Öffentlich-Rechtlichen mehr!

 

Das Triell von hinten begonnen:

 

Schluss-Statement Scholz.

Für mich das schwächste Schlusswort der drei Kandidaten. Es war im Prinzip ein Werben um Vertrauen mit dem typischen Sozi-Gesang aus Sozialer Gerechtigkeit, dem Anerkennen der Lebensleistung Aller, und einer stabilen Rente. Sehr unkonkret und nichts neues im Text. Und schon gar kein Versprechen. Echte Emotionen sucht man bei Scholz eh vergeblich.

 

Schluss-Statement Baerbock.

Im letzten Triell und in der Wahlarena war die Kernbotschaft der grünen Kandidatin Familie, Soziale Gerechtigkeit und Klima. Alles inhaltlich wenig konkret, sondern rein emotional. In ihrem gestrigen Schlusswort kam dann in im gleichen Erzählstil nur noch Klima vor. Die Grünen wären die Einzigen die verstanden hätten, dass dies die letzte Legislatur wäre in der man noch aktiv ins Klima eingreifen könne. Aber auch hier insgesamt sehr unkonkret und rein auf die schwammigen und dehnbaren Schlagworte Zukunft, Wandel und Aufbruch beschränkt.

 

Schluss-Statement Laschet.

Wo seine Stellungnahmen innerhalb des Diskussionsteils des Triell noch sehr faktenbezogen und streitlustig waren, lag der Fokus seines Schlusswortes eher auf dem Emotionalen. Er warb um Vertrauen und gab dem Bürger das Gefühl, dass dieser ihm vertrauen könne. "Ich verspreche Ihnen jeder darf so leben, denken und reden wie er möchte". Letzteres war zwar emotional formuliert aber auch gleichzeitig eine Aufzählung mehrere dringlicher Themen und somit eine klare Ansage in Richtung LINKS! Laschet hat sich also im Gegensatz zu seinen Kontrahenten konkret festgelegt: Mit der CDU unter ihm wird es weder Gendersprache, noch irgendwelche zu ideologisch geführten Klimadebatten geben. Auch muss sich der Normalbürger nicht fürchten seinen Traum vom Einfamilienhaus aufgeben zu müssen. Das finde ich sind ganz wichtige Punkte die ich mir von einer bürgerlichen Partei erwarte. 

 

Das Triell selbst.

Gleich zu Beginn gab es schon den ersten Fehler in der Dramaturgie. Man stieg nämlich mit einer Frage ein die eher am Ende, nach Darlegung aller Fakten, als Check sinnvoll gewesen wäre: Mit wem würden sie koalieren und mit wem nicht? In Hollywood wäre das ein Kardinalsfehler gewesen.

Wie dem auch sei, man fing mit der spannendsten Stelle an um danach nur noch nachzulassen. Sofort schloss Laschet eine Koalition mit AfD und Die Linke aus. Daraufhin startete Baerbock den kläglichen Versuch Laschet seine Aussagen der letzten Bundestagsdebatte um die Ohren zu hauen, die für sie klang als setze er die beiden vorher genannten Parteien gleich. Er erwiederte, dass er sie nicht gleichsetze. Er erklärte ihr geduldig, dass er mit der AfD kategorisch nicht spricht (auf keiner Basis und keiner Ebene) weil er sie für eine zutiefst undemokratische Partei hält die er auch gerne aus dem Bundestag hätte. Mit Die Linke machten Koalitionsgespräche keine Sinn weil man hier inhaltlich zu weit auseinander läge. Das sind zwei fundamental anders gewichtete Ausgangssituationen, lediglich mit dem gleichen Resultat. Dies verstand Baerbock offensichtlich nicht, denn erneut behauptete sie er setze beide Parteien gleich. Er versuchte erneut es ihr zu erklären aber sie wollte es einfach nicht verstehen, weshalb er ihre weiteren Sticheleien abwürgte und nicht weiter darauf eingehen würde wenn sie nicht in der Lage wäre zu differenzieren. Ihr war klar, dass dieser Angriff ins Leere ging.

Im weiteren Triell war deutlich zu spüren, dass es für Annalena Baerbock keinen Anspruch auf die Kanzlerschaft mehr gibt. So sah sie lediglich zu wie sich Scholz und Laschet in eine sehr kleinliche Debatte um die staatsanwaltlichen Ermittlungen zu den Cum-Ex-Geschäften und den Wirecard-Skandal verstrickten. Hier war das Moderationsteam nicht in der Lage Struktur in die Diskussion zu bringen und man musste mitansehen wie sich beide Kandidaten in für den Zuschauer kaum mehr nachvollziehbare, oder gar verfizierbare, Details verrannten. Eine für den Zuschauer aufklärende Analyse des Gesagten fand von Seiten der Moderation erst gar nicht statt. Man spürte aber deutlich, dass Laschet durch den Parteitag der CDU in eine Rolle gedrängt wurde die ihm nicht sonderlich steht. Denn sind wir mal ehrlich: Laschet ist dem Typus Olaf Scholz gar nicht so unähnlich: ruhig, besonnen und wenig aufgeregt. Seis drum; diesmal gab es eben etwas mehr Krawall. Nach einer relativ langen Sprechpause meldete sich Baerbock dann doch relativ geschickt zurück und nutzte die Situation für sich aus. Sie punktete dann in dem sie mit vagen Aussagen beide Kontrahenten als kleinliche Streithähne hinstellte. Von ihrer Seite aus inhaltlich zwar leer, aber sie war die lachende Dritte die diese Situation auflösen konnte. Im weiteren Verlauf war es dann aber so, dass Laschet sehr faktenbezogen argumentierte während Scholz und Baerbock rein Emotional vortrugen.

 

Ich will mal als Metapher den Journalismus bemühen: Wären die Aussagen von den Kandidaten journalistische Beiträge, dann hätten Baerbock und Scholz lediglich die Überschriften; Markig und voll auf die Zölf. Aber einen eigentlich Artikel gefüllt mit Inhalt hätten sie keinen. "Arbeit muss sich wieder lohnen" ist zwar eine markige Headline aber einen Artikel in dem man erklärt wie das genau umgesetzt und finanziert werden soll, hat die SPD mit Scholz nicht. Gleiches bei Baerbock. "Klimapolitik muss zur Chef*innensache erklärt werden" beeindruckt die Zuschauer weil es toll gegendert ist und super klasse klingt, aber wie genau "Chef*innensache" in der Umsetzung ausgestaltet würde, wird mit keinem Wort erwähnt. Aber, interessiert es denn keinen wie die Chef*innen das dann am Ende machen? Verstehe ich nicht...

Laschet ist in dieser Metapher das krasse Gegenteil. Er hat nur den inhaltlichen Artikel aber keine catchy Headlines. Hier ist der Bürger gezwungen die Artikel zu lesen und das kostet nun mal mehr Zeit als das schnelle Erfassen der markigen Überschriften. Und man müsste sich auch noch inhaltlich damit auseinandersetzen. Deswegen mag man das nicht und tut es auch nicht.

 

Um die Metapher zu verlassen müssen wir uns nur ein Beispiel aus der Debatte ansehen. Eines war die Forderung der SPD und der Grünen die Gesetzliche und Private Krankenversicherung in einer Bürgerversicherung zu vereinigen. Da reicht es einfach nicht dies im linken Lager als gerecht zu propagieren. Laschet entkräftete dies nämlich, nachprüfbar, mit Beispielen aus dem Ausland wo dies bereits so umgesetzt wurde und sich die Krankenversicherung für den Großteil der Bürger verschlechtert hatte. Die die Tatsache, dass diese Fakten von Laschet stimmen müssten, wurde auch dadurch bestätigt, dass keiner der anderen beiden diese Aussage mit Fakten widerlegen konnte. Ein "Das glaube ich nicht dass dies passieren wird" kann nur einem leichtgläubigen Zuschauer genügen. Gleiches galt für das Rentenversprechen von Scholz. Wobei er hier selbst den größten Bock geschossen hatte, was aber offensichtlich keiner gemerkt hatte. Denn: eine sichere Rente ist eine der Kernforderungen der SPD. In einem der ersten Blöcke des Triells führte er aber selbst aus, dass in den 80ern ein Schreckgespenst von einer unsicheren Rente gezeichnet wurde. Damals wurde prophezeit, dass bereits in den 20er Jahren des neuen Jahrtausends keiner mehr eine gesetzliche Rente bekommen würde. Laut seiner Aussage würden wir nun genau in dieser Zeit leben und die Menschen bekämen immernoch sehr hohe und sichere Renten. Es wäre also nicht eingetreten wie es die Pessimisten vorausgesagt hätten und somit wäre die Rente wohl auch in der Zukunft sicher. Da frage ich mich allerdings warum die SPD dies zu einem Kernthema macht wenn die Rente sowieso sicher ist? Und was würde die SPD dann da für einen essentiellen Beitrag leisten müssen? Wie dem auch sei, auf Baerbocks Vorwurf gegen die CDU man würde zu Gunsten der Industrie Klimabeschlüsse blockieren, erläuterte Laschet, dass dies nicht nötig sei, weil er in NRW ständig mit der Industrie in Kontakt stehe, welche die Wende zur Klimaneutralität von sich aus wolle und vorantreibe. Daran würden auch die geplanten Verbote durch die Grünen nichts mehr ändern. Im Gegenteil, eine zusätzliche Besteuerung klänge in den Ohren der Wähler zwar gut, die SPD und die Grünen verschleierten allerdings, dass dies die Prozesse zur Erneuerung finanziell sogar ausgebremsen würden. Das klingt nachvollziehbar: in den Augen der Grünen, der SPD und der Linken macht es nämlich offensichtlich Sinn, der Industrie bestimmte Klimaziele aufzubürden und ihr das dafür notwendige Geld wegzunehmen.

 

Somit musste Laschet viele utopische Ideen der anderen beiden Kandidaten als nicht realisierbar widerlegen. Dadurch steht er neben den blumigen Versprechen von Baerbock und Scholz klar als Verweigerer da, nicht als der Realist der er ist. Das nimmt der Zuschauer nicht nur als nicht-progressiv wahr, sondern langweilt sich im Verstricken in Details zu Tode. Das bestraft er in der anschließenden Umfrage mit negativen Zeugnissen. Was der Zuschauer dabei aber klar ausblendet, ist die Tatsache, dass unsere Welt kompliziert ist und nicht mit einfachen Maßnahmen und Parolen von unseren fundamentalen Problemen geheilt werden kann. Den Menschen genau dies zu sagen ist unpopulär und deswegen fehlt es Scholz und Baerbock am Mut uns Bürgern genau diesen reinen Wein einzuschenken!

 

Der letzte krasse Fehler im Konzept des Triells der Öffentlich-Rechtlichen offenbarte sich im Anschluss bereits in der ersten Frage an die Zuschauer: Welcher Kandidat kam am sympatischsten rüber? Was soll sympathisch für ein Kriterium sein? Brauche ich unbedingt einen sympathischen Kanzler oder lieber einen durchsetzungsfähigen und kompetenten Kanzler mit dringendem Bezug zur Realität? Denn ich lebe in der Realität nicht bei Alice im Wunderland!

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